This is Africa! Turbulente Tage in Südafrika

Der Jahresstart am Kap war aus Ukuthanda-Sicht richtig turbulent. Der Überblick in Stichworten: verpasster Studienplatz, spontane Umplanungen bei neuen Bildungspatenkindern, Rückschläge beim Stipendium, Privatschule vor dem Verkauf an den Staat. Und am Ende doch großes Aufatmen. Daher jetzt in Ruhe und etwas ausführlicher.

Auf und ab bei Luthando

Mitte Januar kamen die Abi-Ergebnisse. Luthando hat insgesamt ziemlich stark abgeschnitten, konnte trotz aller Widrigkeiten seine guten Noten aus den vergangenen Jahren halten. Damit gehörte er zu dem besten Drittel bei den Abiturienten seiner Schule. Nur in Physik hat er schwächer abgeschnitten als gewohnt – und das hat sich leider negativ ausgewirkt: Trotz diverser Vor-Zusagen hat er wegen weniger fehlenden Punkte keinen Studienplatz für sein Wunschfach Ingenieurswissenschaften bekommen. Was für ein Rückschlag! Da kämpft sich Luthando als Waisenkind ohne richtige Vorbilder und feste Bezugspersonen durch all die Schuljahre, entwickelt sich allen Herausforderungen zum Trotz zu einem tollen jungen Mann, und dann geht es auf der Zielgeraden schief.


Seine Reaktion auf diesen „bummer“ – irgendwie typisch südafrikanisch: ohne viel Selbstmitleid, Kopf oben halten, nach vorne schauen, sich Ratschläge holen.
Immerhin hat es mit einem anderen Studienplatz in Pretoria geklappt, für Kunst. Bei Luthandos zeichnerischem Talent kein Wunder. Hier ein kleiner Blick in eine Ausstellung, die er für seine Schule gemacht hat:

Der Plan ist jetzt, sich schon mal an das selbständige Studentenleben zu gewöhnen, nochmal ordentlich Physik zu büffeln und dann im Mai die Physik-Prüfungen erneut zu schreiben. In der Hoffnung, damit dann doch noch im nächsten Semester das Ingenieurs-Studium antreten zu können.

Aber der nächste Tiefschlag für Luthando ließ nicht lange auf sich warten: Im völlig überlasteten staatlichen südafrikanischen Stipendiensystem NSFAS ging es wie immer zu Semesterbeginn drunter und drüber. Es gibt fast eine Million Anträge. Nur ein Drittel der Antragstellenden haben unmittelbar eine Zusage bekommen. Luthando war nicht dabei. Also musste er seine restlichen Finanzreserven aus dem Ukuthanda-Schülerstipendium plündern, die Aufnahmegebühr selbst zahlen und auf gut Glück in eine Studenten-WG ziehen. Alles in der Hoffnung auf ein erfolgreiches Einspruchsverfahren beim Stipendium. Am ersten Unitag dann die erlösende Mitteilung: Die Mittel für ihn wurden bewilligt, er kann bleiben und sich jetzt aufs Lernen konzentrieren.

Zwei Neue für Ukuthanda – auch turbulenter als gedacht

Auch bei der Auswahl unserer zwei neuen Bildungspatenkinder gab es nochmal richtig Tohuwabohu. Dank Eurer Unterstützung und der finanziellen Hilfe der T+H Hoene Stiftung werden wir zwei weitere Kinder von der Dominican Convent School fördern können – herausragende Achtklässler, die sonst mangels Geld die Schule verlassen müssten. Nach einer Vorauswahl durch die Schule haben wir uns für ein Mädchen und einen Jungen entschieden, Ethan und Opeleng. Aber nur einen Tag nach unserer Zusage zahlten deren Familien plötzlich die Schulgebühren. Der Direktor hat keine Ahnung, wie sie das geschafft haben – vermutlich haben sie bei der Verwandtschaft und im Freundeskreis alles zusammengekratzt, was ging und einen Kredit aufgenommen. Nachvollziehbarerweise wollte der Schuldirektor dann zwei anderen Kindern ermöglichen, an der Schule zu bleiben. Derzeit sind nämlich rund 30 Schülerinnen und Schüler wegen ausstehender Gebühren zu Hause. Also haben wir nochmal eine extra Runde gedreht und uns für zwei andere Kinder entschieden: die Achtklässler Amulike und Lehakwe. Beide mit überdurchschnittlichen Noten und beide mit großen finanziellen Nöten zuhause. Wir heißen sie herzlich willkommen bei Ukuthanda und freuen uns, ihnen eine entscheidende Chance bieten zu können.

Als wäre das nicht genug Aufruhr, hat uns der Schuldirektor der Dominican Convent School darüber informiert, dass der katholische Träger die Schule an den Staat verkaufen will. Was das bedeutet, können wir noch nicht sagen. Es gibt durchaus auch staatliche Schulen in Südafrika, die gut geführt sind und für eine gute Ausbildung sorgen. Beruhigend für uns ist, dass der Direktor Atholl an Bord bleiben will. Das spricht für Kontinutiät und gutes Management. Wir beobachten das und lassen Euch wissen, wenn sich etwas verändert.

Und jetzt zum Runterkommen: Alles fein bei Valerie und Bolthale

Fast schon beschaulich geht es hingegen bei Bolthale und Valerie zu: Bei den beiden in Mc Auley House läuft es aus unserer Sicht planmäßig und fast schon beängstigend glatt. Sie haben sehr gute Zeugnisse nach Hause gebracht und haben sich mit wirklich rührenden Briefen bei uns allen für die Unterstützung bedankt.

This is Africa! And we love it…

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