Unser erster Stipendiat Luthando ist ja mittlerweile Kunststudent in Pretoria – und hat sich für Euch besondere Weihnachtsgrüße einfallen lassen (und das, obwohl es in Südafrika kaum richtige Tannen gibt…;-)):
Luthando macht sich übrigens richtig gut als Kunststudent, hat an seiner Uni schon eine eigene Ausstellung gehabt.
Ein kleiner Rückblick auf die schönen – aber auch traurigen Dinge in 2022
Eines vorweg: In dieser Nachricht zum Jahresende wollen wir Euch vor allem von vier (Ja, VIER mittlerweile!) jungen Menschen berichten, die durch die Hilfe von Ukuthanda ein weiteres Schuljahr auf einer guten Schule verbringen konnten. Die morgens fröhlich in den Unterricht gingen, weil sie wussten: Das Schulgeld ist bezahlt, ihre Lernmaterialien auch, und sie haben nur den einen Job: möglichst gute Noten schaffen. Und das haben sie! Botlhale, Lehakwe und Amulike haben uns kleine Dankesbriefe geschrieben für ein Jahr voll ‚peace of mind‘ für ihre Familien – in Südafrika macht das einen unvorstellbaren, einen Lebensweg-entscheidenden Unterschied.
„I am really grateful for the relief on my family’s finances. I can’t begin to express how really grateful I am.“
Botlhale Molefe
Daumen drücken für Lehakwe und Amulike
Botlhale kommt im Januar in die 10. Klasse, Lehakwe und Amulike in die 9. Dass wir Euch die beiden letzten noch nicht näher vorgestellt haben, liegt an einem harten Schnitt, den ihre bisherige Schule Dominican Convent macht. Das ist die, auf der auch Luthando Abi gemacht hat. Die Oberstufe wird abgewickelt zugunsten eines neuen berufsbildungszentrierten Konzepts. Zunächst ein richtiger Weg in einem Land, in dem es nicht genug Jobs für all die Studenten gibt und zu wenig qualifizierte Fachkräfte. Lehakwe und Amulike haben jetzt die Chance, zu den gleichen finanziellen Konditionen wie zuvor auf das Sacred Heart College zu wechseln. Eine der besten Schulen Johannesburgs. Aber da gibt es noch viel zu organisieren. Ukuthanda und die T+H Hoene Stiftung haben zugesagt, sie weiter zu unterstützen. Wir hoffen, dass es gut ausgeht und wir Euch demnächst mehr über sie berichten können.
Die Turbulenzen in der Schulstruktur waren begleitet von dem plötzlichen tragischen Tod unserer bisherigen Vertrauensperson Sandisiwe, die sich für uns auch schon höchst engagiert und zuverlässig um Luthando gekümmert hatte. Das hat uns sehr bedrückt. Zudem war es von einem Tag auf den anderen deutlich schwerer, Kontakt zu halten und alles Notwendige zu erfahren. Mit der neuen Schule könnte das wieder gut und strukturiert anlaufen. Also drückt bitte die Daumen!
In Deutschland sorgen wir uns ja gerade, wie sich ein Winter in möglicherweise nicht ausreichend geheizten Wohnungen anfühlt. Unsere Bildungspatenkinder können uns das jetzt schon erzählen: In Südafrika sind die Häuser nämlich grundsätzlich nicht isoliert, Zentralheizung ein Fremdwort und die Monate Juni bis August in Johannesburg die Zeit des Dauer-Winterjacke-Tragens, auch innen. Und so haben Valerie, Botlhale und Luthando uns jeweils Fotos geschickt, die sie gut eingepackt zeigen, denn die Zeiten sind…. zugig.
Der Stresspegel von Botlhale ist zur Zeit wohl der ausgeglichenste, denn bei ihr läuft einfach ‚nur‘ die neunte Klasse. Sie gibt sich große Mühe, hat sehr gute Noten und der Schuldirektor kann kaum glauben, wie viel ‚peace of mind‘ die Unterstützung aus Deutschland der Familie gebracht hat.
Der Jahresstart am Kap war aus Ukuthanda-Sicht richtig turbulent. Der Überblick in Stichworten: verpasster Studienplatz, spontane Umplanungen bei neuen Bildungspatenkindern, Rückschläge beim Stipendium, Privatschule vor dem Verkauf an den Staat. Und am Ende doch großes Aufatmen. Daher jetzt in Ruhe und etwas ausführlicher.
Auf und ab bei Luthando
Mitte Januar kamen die Abi-Ergebnisse. Luthando hat insgesamt ziemlich stark abgeschnitten, konnte trotz aller Widrigkeiten seine guten Noten aus den vergangenen Jahren halten. Damit gehörte er zu dem besten Drittel bei den Abiturienten seiner Schule. Nur in Physik hat er schwächer abgeschnitten als gewohnt – und das hat sich leider negativ ausgewirkt: Trotz diverser Vor-Zusagen hat er wegen weniger fehlenden Punkte keinen Studienplatz für sein Wunschfach Ingenieurswissenschaften bekommen. Was für ein Rückschlag! Da kämpft sich Luthando als Waisenkind ohne richtige Vorbilder und feste Bezugspersonen durch all die Schuljahre, entwickelt sich allen Herausforderungen zum Trotz zu einem tollen jungen Mann, und dann geht es auf der Zielgeraden schief.
Ein Jahr länger als geplant haben wir pandemiebedingt warten müssen – aber jetzt hat es geklappt! Anfang November sind wir in die alte „Heimat“ nach Südafrika geflogen und konnten endlich alle unsere Bildungspatenkinder persönlich sehen. Luthando zum ersten Mal nach dreieinhalb Jahren, Botlhale und Valerie zum ersten Mal überhaupt.
Es waren tolle Treffen, die uns sehr darin bestätigt haben, dass sich die Arbeit von Ukuthanda lohnt. Trotz aller Herausforderungen – Corona war für die südafrikanische Wirtschaft deutlich verheerender als für die deutsche – haben wir fröhliche und optimistische junge Menschen getroffen, die ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen. Und Familien, die unglaublich dankbar dafür sind, dass Ihr alle sie unterstützt.
Bei Luthandos Gastfamilie
Luthando haben wir bei Pinky, der Oma seines Schulfreundes Tshiamo im Pimville getroffen, einem Teil von Soweto. Dort wohnt er seit gut einem halben Jahr. Er und Tshiamo haben sich im Internat kennen gelernt und sind seitdem wie Brüder. Sie teilen sich ein Schlafzimmer mit einem großen Bett, auf dem sie momentan auch fast pausenlos aufs Abi lernen. Auf dem Bett? Ja, denn Platz für einen Schreibtisch ist einfach nicht. Manchmal sitzen sie auch am Esstisch der Familie.
Kerstin mit Luthando und Tshiamo (r.) bei zu Hause bei dessen Oma
Mit einem breiten Grinsen begrüßt uns Luthando. Das letzte Mal, dass wir ihn gesehen haben, war er noch ein Kind. Jetzt steht da ein selbstbewusster junger Mann, der kurz vor einem großen Schritt im Leben steht.
„Ich werde gerade von Klausuren überschwemmt!“, seufzt Luthando in seiner letzten Sprachnachricht. Und klingt dabei richtig erschöpft. Er steckt mitten in der letzten Prüfungsphase vor dem Abitur – und die geht über mehrere Wochen und ist richtig knackig. Luthando strengt sich sehr an, die pandemiebedingten Schulausfälle wettzumachen. Aber das ist ganz schön hart . Dabei hat er noch Glück, dank Ukuthanda auf einer richtig guten Schule zu sein. Neuste Untersuchungen zeigen, dass die südafrikanischen Schülerinnen und Schüler im Schnitt nur zwischen einem Viertel und der Hälfte ihres eigentlichen Lernpensums vom letzten Jahr geschafft haben. Man mag sich gar nicht vorstellen, was das für die Zukunft dieser Kinder bedeutet, in einem Land, das gerade in die Rekordarbeitslosigkeit schlittert.
Seit vergangenem Schuljahr unterstützt Ukuthanda mit Eurer Hilfe Valerie und Botlhale in Johannesburg. Wir bezahlen neben den Schulgebühren fast alles, was so an Kosten in der Schule anfällt. Außerdem haben wir ihnen jeweils ein Handy und für Valerie einen Laptop besorgt, damit sie besser lernen und mit uns kommunizieren können.
Botlhale & Valerie im Video-Gespräch mit Ukuthanda
Vor kurzem haben die beiden uns zum ersten Mal selbst geschrieben. In den Mails wird deutlich, wie sehr die Hilfe von Ukuthanda das Leben von Botlhale, Valerie und ihren Familien schon in der kurzen Zeit zum Besseren verändert hat.